Interview mit den Pionierinnen von «CHIKU»
Wenn Anna Beck-Wörner und Regina Dobler über CHIKU sprechen, dann meinen sie das Projekt «CHInderhort und KUnst». Während fünf Monaten begleiteten die beiden Frauen Kleinkinder des CHinderhort Appenzell in der Kunsthalle Ziegelhütte.
Interview: Monika Gut, im November 2018
Was war eure Motivation, bei Lapurla mit dem Projekt CHIKU mitzumachen?
AB: Mich hat Wunder genommen, ob das, was in der Fokuspublikation steht, tatsächlich funktioniert. Die aktuelle Ausstellung Bauplatz Kreativität bei uns hat sich da gleich angeboten, um mit Kleinkindergruppen zu arbeiten.
RD: Ich wollte den Kindern gerne eine neue Welt zeigen, vielleicht eine neue Bewusstseinsebene öffnen. Was gibt es noch mehr als das Legoland? Bilder, Skulpturen, Werken mit den Händen. Ich wollte den Kindern gerne eine neue Schublade öffnen.
AB: In Appenzell haben wir vielleicht schon etwas vorgespurt mit den Angeboten für Kinder. Es gibt ja bereits das Goofe-Atelier für Kinder ab sechs Jahren. In der Konstellation mit CHIKU war es uns möglich, einen Rahmen zu schaffen, der es erlaubt, mit jungen Kindern achtsam einen Kunstraum kennenzulernen.
RD: Auch die Eltern der Kinder waren sofort begeistert. Vor allem jene, die selber nicht so ins Museum gehen.
AB: Schön war auch von anderen BesucherInnen nachher zu hören, es sei toll, was wir hier machten mit den Kindern und sie hätten sich gefreut, den Kindern zuzusehen.
Welches waren für euch die schönsten Momente?
RD: Es gab nicht den einen Moment, sondern viele unvergessliche Momente. Es hat mich sehr berührt zu sehen, wie die Kinder so vertieft waren, dass sie sich vergassen. Es entstand eine sehr gute Energie.
AB: Für mich waren es auch diese Schaffensmomente. Der eine zweijährige Junge, der zu Beginn etwas überfordert war von diesem grossen Raum. Am Schluss war er dann selbstverständlich da und hat einfach geleimt.
RD: Und hat Karten geschrieben für Mama und Papa.
AB: Kinder brauchen einen Rahmen und Material. Dann geht es los, über eine lange Zeit.
RD: Die Kinder waren in der neuen Umgebung viel ruhiger. Irgendwie haben sie sofort gespürt, dass dies so etwas wie ein heiliger Ort ist. Wir mussten nicht sagen, sie dürften dieses oder jenes nicht anfassen.
AB: Stimmt. Es gab diese Hochkonzentration von acht kleinen Kindern. Das war sehr beeindruckend.
Ihr beide seid offensichtlich ein gutes Team. Was braucht es denn sonst noch, damit so ein Projekt funktionieren kann?
RD: In der Arbeit mit Kindern braucht es eine offene Haltung. Man kann nicht stur an einer Regel festhalten. Es hilft, wenn man Situationen so nehmen kann, wie sie einem begegnen und sagen kann, also so wie es ist, ist es einfach grad gut. Das setzt natürlich auch eine gewisse Gelassenheit voraus.
AB: Genau, eine gute Portion Flexibilität von den Projektleiterinnen braucht es, und genügend Erwachsene, die da sind. Und wir hatten ja diesen offenen, freien Raum, worin sich die Kinder frei bewegen konnten. Wir konnten einen kindgerechten Rahmen in diesem doch nicht ganz kindgerechten Umfeld schaffen.
Zudem braucht es eine Leitung und ein Team, das einen unterstützt – dies war in der Kunsthalle Ziegelhütte zu 100% gegeben – auch deshalb hat das Projekt so viel Freude gemacht.
An der Vernissage-Finissage hatten wir sehr viele Besucherinnen und Besucher, die sich alle rundum gefreut haben über CHIKU. Wir planen bereits an einem neuen, ähnlichen Projekt fürs nächste Jahr. Denn die Erfahrungen mit den Kindern haben uns sehr bereichert.