Oder: «Der Weg ist das Ziel»
Auszug aus der Fokuspublikation «Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe – von Anfang an!» (2017): Baustein 1 | S. 35–36
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Neue Berufsbilder, eine diverse Gesellschaft, der Klimawandel und neue soziale Modelle: Unsere Kinder müssen in Zukunft mit grossen Herausforderungen umgehen können, die Kreativität, Intuition, Mut und Empathie erfordern. Durch Kulturelle Teilhabe ermutigt Lapurla die Jüngsten, sich neugierig auf Ungewohntes einzulassen, die Welt mit allen Sinnen zu erforschen und durch vielfältiges Wirken die eigene Kreativität zu entdecken. Weil Kultur kreativ und stark macht. Wie aber kann ich (m)ein Kind in seiner Entwicklung zu einer selbstbestimmten, offenen, neugierigen, starken und kreativen Persönlichkeit unterstützen?
Lapurla möchte Eltern und andere Bezugspersonen ermutigen, sich selber zu gewähren, was auch Kinder brauchen: Mehr Freiräume und Freispiel statt Leistungsdruck schon vor dem Schuleintritt. Ersteres macht kreativ, zweiteres krank!
Es beginnt mit uns selber – unserer Grundhaltung gegenüber Kindern und unseren Erwartungen an sie. Lapurla liefert keine Rezepte, aber Denkanstösse zur Reflexion.
«Kreativität und Freude am Gestalten müssen wir Kindern nicht ‘beibringen’ – wir können sie ihnen allenfalls austreiben.»
Heyl/Schäfer, 2016
Unser Leben ist stark reguliert: Egal ob am Arbeitsplatz, im Quartier, der Schule oder im Familienleben. Zunehmend wird unser Alltag von vorgegebenen Faktoren bestimmt, welchen wir uns vielleicht ausgeliefert fühlen. Wie schaffen wir es, uns inmitten von starken Strukturen, Vorgaben und Prozessen trotzdem selbstbestimmt zu bewegen?
«Jedes Kind, egal welchen Alters, möchte so selbstbestimmt wie möglich leben. Im (Schul-) Alltag sind Kinder oftmals zu sehr fremdbestimmt.»
Remo Largo, CH-Kinderarzt, 2019
Planlose Zeit planen
Oftmals funktioniert der (Familien-)Alltag nur gut organisiert und durchgetaktet. Die Agenda und der Stundenplan geben vor, was wann zu tun ist. Rar ist die Zeit, die frei verfügbar ist. Statt diese kostbaren Lücken ebenso mit ambitionierten Vorhaben zu füllen, sie einfach als «freie Zeit» blockieren. Und sich dann einlassen auf das, was sich zusammen mit den Kindern aus der Situation heraus ergibt.
Ideen der Kinder verfolgen
Die kreativsten Ideen kommen von den Kindern selbst. Statt sich als Eltern und Betreuungspersonen den Kopf zu zerbrechen und gut gemeint vorzugeben, was zu tun ist: lieber mal versuchen, sich auf das einzulassen, wovon das Kind fasziniert ist und woran es in diesem Moment Gefallen findet. So lernen Kinder die Kraft und Freude am selbstbestimmten Handeln und können ihre eigene Kreativität entdecken und entfalten.
Oder: «Der Weg ist das Ziel»
Auszug aus der Fokuspublikation «Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe – von Anfang an!» (2017): Baustein 1 | S. 35–36
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Auszug aus der Fokuspublikation «Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe – von Anfang an!» (2017): Baustein 2 | S. 39–41
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Für kindergerechte Spielräume ist ein Perspektivenwechsel nötig – weg von isolierten Spielplätzen, hin zu differenzierten Spielmöglichkeiten und Vernetzungen im privaten wie im halböffentlichen oder öffentlichen Raum. Bespielbare Wege, Plätze, Schulhöfe oder Gärten: Das Potenzial für attraktive Spielräume ist gross. Dies gilt es zu nutzen.
Was erwartet unsere Kinder? Die Zukunft scheint so ungewiss wie schon lange nicht mehr. Eltern und das Bildungswesen, welche Kinder und Jugendliche «fit für die Zukunft» machen sollen, sind besonders herausgefordert. Während über Jahrzehnte von mehr Wohlstand, Fortschritt und Freiheit ausgegangen wurde, scheint die Zeit der Linearität endgültig vorbei.
«Kinder müssen in ihrer eigenen Langeweile versinken können, damit die Welt um sie herum so still wird, dass sie sich selbst hören können.»
Vanessa Lapointe, Psychologin, 2018
Eine philosophisch-musikalische Reflexion über «Selbstbestimmung» von Bodo Wartke.
Niemand kann einem Kind Kreativität vermitteln oder Mitgefühl und soziale Kompetenzen lehren, sagt der deutsche Kinderarzt und Autor Herbert Renz-Polster: Das müssten Kinder selber schaffen.
Klassische Intelligenztests reichen nicht aus, um Fähigkeiten zu erkennen (und entsprechend zu fördern), die über den Erfolg im Leben in verschiedenen kulturellen Umfeldern (bzw. Berufen) entscheiden.
Statt unsere Kinder dafür angemessen auszubilden, bereiteten wir sie eher auf eine Welt vor, die längst Vergangenheit ist. Der Lehrer ist daher sicher: «Wir sollten mehr Mut zur Vielfalt aufbringen und die Schüler/innen frühzeitiger stärker nach eigenen Interessen, Talenten und Schwerpunkten entscheiden lassen, welchen Fächern und Themen sie sich verstärkt zuwenden.»
Anmerkung: Guter Artikel, trotzdem muss in einem Punkt in seiner Absolution widersprochen werden: „Kinder müssen ein Lexikon an Sinneserfahrungen anlegen (unbeding!), und das ist nur in der Natur möglich. Nur dort riecht es auch vielfältig.“ Nicht nur die Natur, sondern auch die Kultur bietet eine Fülle an ästhetischen (sinnlichen) Erfahrungsmöglichkeiten. Es geht nicht ums entweder oder, sondern ums sowohl als auch.
Kinder wachsen heute in einer vielfältigen, multikulturellen Gesellschaft auf. Offenheit und Neugier sind nötig, um die Diversität als Bereicherung statt Bedrohung anzuerkennen: Impulse von anderen aufnehmen, aber auch eigene setzen und wirken lassen. Wie schaffen wir es, offen unserem Umfeld zu begegnen und uns neugierig auf Unbekanntes einzulassen?
«Neugier und Offenheit spielen eine grössere Rolle als Fleiss und Ausdauer.Für den Erfolg eines Kindes in Mathe und Lesen sind Neugier, Kreativität und Selbstsicherheit wichtiger als gemeinhin angenommen.»
Margherita Malanchini, Entwicklungspsychologin, 2019
Ziellos zum Ziel
Vieles, was wir in der heutigen Leistungsgesellschaft tun, verfolgt ein klares Ziel. Das Messen und Vergleichen erzeugt einen enormen Druck. Wir fühlen uns gezwungen, in allen Bereichen effizient, produktiv und fokussiert vorzugehen. Jedoch entstehen oftmals die besten Ideen, wenn man sich einfach mal auf das Tun – den Weg zum Ziel – einlässt. Nicht zu wissen, wo man landet und was genau dabei herauskommt, wirkt sehr befreiend. Und wenn es uns gelingt, Umwege, Ungeplantes und Unerwartetes nicht als Scheitern, sondern als Bereicherung zu sehen, dann haben wir fruchtbaren Boden für Kreativität geschaffen! Und fühlen uns erst noch gestärkt und gut dabei.
Hinter unbekannte Türen schauen
Orte, um die Kreativität anzuregen, gibt es überall: An Kulturorten im Quartier oder in der Natur. Manchmal braucht es Mut, neue Türen zu öffnen und hineinzublicken. Es lohnt sich, Vorurteile und Berührungsängste hinter sich zu lassen und sich stattdessen neugierig mit den Kindern auf Neuland zu begeben.
Indem Kinder fernab von Leistungsdruck lernen, sich auf Unerwartetes einlassen und diesen «Schwebezustand» begrüssen, gehen sie auch im Alltag agiler und offener mit noch unbekannten Herausforderungen um.
Oder: «Achtsamkeit gegenüber und Annehmen von Zufälligem»
Auszug aus der Fokuspublikation «Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe – von Anfang an!» (2017): Baustein 4 | S. 47–48
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Oder: «Dazugehören heisst in Beziehung treten mit Menschen und Orten»
Auszug aus der Fokuspublikation «Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe – von Anfang an!» (2017): Baustein 6 | S. 55–56
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«Wer seine Kreativität optimal entwickeln möchte, muss im Prinzip alles (!) kritisch in Frage stellen können.»
Gottlieb Guntern, CH-Kreativitätsforscher, 1994
Die Entwicklungspsychologin Margherita Malanchini erklärt, warum.
Wie man Kinder auf den richtigen Weg bringt: Kaum können die Kleinen laufen, schickt man sie schon in die Frühförderung. Dabei lernen sie in der Spielecke oder im Wald viel mehr.
Finde ein kinderfreundliches Museum in deiner Nähe bei der Museumslupe.
Die kulturelle Bildung und Beteiligung von Kleinkindern soll im Alltag selbstverständlich sein und als gesellschaftliche Aufgabe wahrgenommen werden. Durch sinnliche Erfahrungen stärken Kinder ihre Wahrnehmungsfähigkeit, Selbstwirksamkeit und Resilienz. Und davon profitiert die ganze Gesellschaft: Wir brauchen kreative und mutige Persönlichkeiten, um schlüssige Lösungen für zukünftige Herausforderungen zu finden.
«Kreativität ist die wichtigste Kompetenz überhaupt. Sie ist der Ursprung bei fast allen Menschen, die weit kommen im Berufsleben.»
Marcel Dobler, Unternehmer und Nationalrat, 2019
Begleiten statt Anleiten
Statt anzuleiten und vorzugeben, Kinder bei ihren Entdeckungen im Alltag lediglich begleiten und beobachten. Wenn sie selber ausprobieren, Lösungen finden und Herausforderungen aus eigener Kraft meistern, erfahren sie Selbstwirksamkeit.
Achtsamkeit schenken
Wenn Kinder sich neuen Herausforderungen stellen, brauchen sie uns Erwachsene manchmal mehr, manchmal weniger. Darum überlassen wir sie nicht einfach sich selbst, sondern nehmen bewusst Anteil an ihren Erfolgs- und Misserfolgserlebnissen. Denn Fortschritte machen heisst auch Misserfolge überwinden und daran wachsen. Das macht stark und widerstandsfähig. Wenn Kinder erleben, was sie selber bewirken und meistern können, stärkt das ihre Persönlichkeit. Sie gehen dadurch mit zukünftigen Herausforderungen gelassener und selbstbewusster um.
Auszug aus der Fokuspublikation «Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe – von Anfang an!» (2017): Baustein 3 | S. 43–45
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Wenn Sie zu spielen beginnen, fangen Sie an, kreativ zu werden. Es gibt keine Kreativität, die an die Funktionalität gekoppelt ist. Sobald ich einen bestimmten Zweck verfolge, bin ich nicht mehr frei in meinem Denken, dann kann ich auch nicht kreativ sein, sondern nur noch kombinieren. Für diese Art von Kombinationsleistungen lassen sich auch Maschinen programmieren.
Gerald Hüther, Neurobiologe, 2017
Um ein gemeinsames Miteinander in unserer Gesellschaft zu pflegen und innovative Lösungen für komplexe Herausforderungen zu finden, ist es wichtig, Dinge neu zu betrachten und fremde Perspektiven einzunehmen. Besonders im Alltagstrott sind wir gefordert, bewusst den eigenen Standpunkt zu verlassen, um auch neue Ansichten zuzulassen. Wie schaffen wir es, neue Perspektiven bewusst einzunehmen, anderen auf Augenhöhe zu begegnen und uns darauf einzulassen?
Viel wichtiger ist, was beim Kind während des Malens passiert, und nicht das finale Bild. Das Kind will gesehen werden, nicht das Bild.
Alexandra Gysling, Mal-/Kunsttherapeutin/Spielgruppenleiterin/Bildende Künstlerin, 2018
Aus Nutzlosem wird Wertvolles
Üblicherweise landet der Deckel eines leeren Gurkenglases bei der Sammelstelle, weil er nutzlos erscheint. Besonders Kinder entdecken in vermeintlich wertlosen Gegenständen schnell neue Einsatzmöglichkeiten. Die Kreativität, mit der sie altbekannte Dinge neu betrachten und nutzen, ist beeindruckend. Geben Sie den Kindern die Möglichkeit, mit Gegenständen Zweck entfremdet zu experimentieren und etwas Neues zu kreieren.
Weder richtig noch falsch
Die Kreativität der Kinder soll nicht bewertet werden. Es gibt kein Richtig oder Falsch. Statt zu werten mit Aussagen wie «Eine Katze ist doch nicht blau» oder «Eine schöne Katze hast du gemalt» sind interessierte Fragen über die Gründe, weshalb die Katze vielleicht «blau» ist. Solche Diskussionen regen an, sein eigenes Denken zu reflektieren und das Handeln anderer besser zu verstehen.
Durch Kommunikation auf Augenhöhe und indem wir die Perspektive der Kinder und jene von anderen als inspirierend und ebenso bedeutsam wie unsere eigene ansehen, schaffen wir Resonanz und eine starke Willkommenskultur für alle.
Auszug aus der Fokuspublikation «Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe – von Anfang an!» (2017): Baustein 5 | S. 51–52
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«Mit Musik oder Theater trainieren Kinder übergeordnete Funktionen wie Selbstdisziplin, Aufmerksamkeit, Planung, Belohnungsaufschub und Sozialverhalten.»
Lutz Jäncke, Neuropsychologe, 2018
Über das schwierige Leben von Kindern, die mehr leisten müssen, als sie eigentlich können.
«Ich seh Dich!»
Kinder wollen gesehen und nicht bewertet werden. Doch es ist für uns Erwachsene nicht immer einfach, das gewohnte «Gut gemacht!» abzulegen.