«Die Möglichkeit der Ästhetischen Bildung und Kulturellen Teilhabe sollte allen Kindern offenstehen»

Interview mit Laura Imfeld, Projektassistentin bei Lapurla seit dem 1. Januar 2023 

Wir begrüssen Laura Imfeld im Lapurla-Team. Seit Anfang Jahr ist sie als Projektassistentin u.a. zuständig für die Kommunikation von Lapurla. Wie Laura Imfeld über die Soziale Arbeit zur kulturellen Bildung in der Frühen Kindheit gekommen und was ihr zweites berufliches Standbein ist, erfährst du im Interview.

Du hast gerade dein Masterstudium in Sozialer Arbeit abgeschlossen. Wie bist du von der Sozialen Arbeit zur Frühen Kindheit und Kulturellen Bildung gekommen? 
Nach meinem Bachelor in Sozialer Arbeit habe ich unter anderem im Bereich der frauenspezifischen Beratung gearbeitet. Dabei habe ich festgestellt, dass ich wenig über ganz junge Kinder und ihre Bedürfnisse wusste. Auf die Beratungsarbeit folgten drei Jahre Arbeit in einer Betreuungseinrichtung für Kinder. Was ich an der Betreuungstätigkeit am meisten mochte, waren die Momente der Ko-Konstruktion und des Flows. Ich folgte dem Beispiel einer Mitarbeiterin und absolvierte den CAS Kulturelle Bildung. Da mir die Praxiserfahrung mit ganz jungen Kindern, abgesehen vom eigenen Kind, noch fehlte, gründeten zwei Freundinnen und ich einen Verein für Kulturelle Teilhabe für Kinder von 0-6 Jahren. 

Hast du mit der Sozialen Arbeit abgeschlossen? 
Im Gegenteil! Meine Masterthesis verfasste ich zum Verhältnis von Sozialer Arbeit und Früher Kindheit. Die theoretischen Erkenntnisse prägten meine Haltung gegenüber der frühen Kindheit ebenso wie die praktischen Tätigkeiten. Zudem kommt mir mein gesammeltes Wissen aus der Sozialen Arbeit bei meiner Tätigkeit als Co-Leiterin vom Atelier Kidswest zugute. Meine dortige Co-Leitung kommt aus der Gestaltung, ich aus der Sozialen Arbeit. Eine gute Kombination, um mit Kindern und Jugendlichen, die teilweise aus prekären Verhältnissen stammen, im Kunstatelier zu arbeiten. 

Du hast vorhin deine Haltung zur Frühen Kindheit angesprochen. Kannst du diese etwas ausführen? 
Dass Förderung in der Frühen Kindheit Einfluss hat auf die Entwicklung von Kindern und auf ihr zukünftiges Leben, ist bekannt. Investitionen in die frühe Kindheit sollten jedoch nicht nur in Hinblick auf ihre Zukunft als Erwachsene und erwerbstätige Menschen legitimiert werden, sondern auch um der «guten Kindheit» willen. Kindern ein gutes Aufwachsen und Teilhabe zu ermöglichen heisst, sie in ihren Rechten, Bedürfnissen, Handlungen und Ausdrucksweisen ernst zu nehmen, im Hier und Jetzt. Und dazu passt Lapurla so wunderbar, weil Lapurla die Sicht der Kinder einbezieht, sich auf ihre Neugier einlässt und das gemeinsame Tun in den Fokus rückt.  

Was ist deine Vision für Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe in der Frühen Kindheit und wie siehst du die Rolle von Lapurla?  
Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe muss in der frühen Kindheit fest verankert werden. In den Kulturinstitutionen, in den Betreuungsinstitutionen, in den Familien und in der Politik. Lapurla braucht es unbedingt als Lobby, Kompetenzzentrum und Vernetzungsdrehscheibe.  
Die eigentliche Vision ist: Ästhetische Bildung und Kulturelle Teilhabe in der Frühen Kindheit sind eine Selbstverständlichkeit. 

Und was möchtest du persönlich mit deinen Kompetenzen aus der Sozialen Arbeit bei Lapurla einbringen, was bisher allenfalls noch zu wenig Beachtung findet?  
Zu meinem Verständnis von Sozialer Arbeit gehört, dass sich die Profession Soziale Arbeit an ethischen Werten ausrichtet. Für die Arbeit in der Frühen Kindheit ist für mich die UN-Kinderrechtskonvention leitend, aber auch Konzepte wie «Child well-being» und «Agency», die versuchen die Kindersicht auf das kindliche Wohlbefinden zu berücksichtigen und Kinder als handlungsfähige Subjekte wahrzunehmen. Dies fliesst in meine Arbeit bei Lapurla ein. Zudem möchte ich meinen Fokus auf Kinder aus prekären Verhältnissen einbringen. Die Möglichkeit der Ästhetischen Bildung und Kulturellen Teilhabe sollte allen Kindern offenstehen. Da die Soziale Arbeit ihren Blick primär auf vulnerable Menschen richtet, denke ich stets mit, wer Zugang hat zu Bildung und Teilhabe oder wie Zugang geschaffen werden kann.