Interview mit den beiden Pionierinnen von «BonBon»

Bea Fröhlich (links) war bis September 2019 Erzieherin in der Kita Regenbogen, Cynthia Gavranic ist Kunstvermittlerin im Migros Museum für Gegenwartskunst. Foto: Ariel Leuenberger

Cynthia Gavranic, Kunstvermittlerin beim Migros Museum für Gegenwartskunst und Bea Fröhlich, Erzieherin in der Kita Regenbogen sind mittlerweile ein eingespieltes Team. Denn sie haben bereits zwei Ausstellungen mit einer Kleingruppe von Kindern zwischen 9 und 22 Monaten gemeinsam erforscht.

Interview: Ariel Leuenberger

Wieso machen eure Institutionen mit bei Lapurla?

Cynthia Gavranic: Wir wollen dazulernen. Kinder unter 2 Jahren sind eine Zielgruppe, die wir noch nie direkt angesprochen haben und die wir ohne kompetenten Partner wie die Kita auch nicht ansprechen könnten. Das ist für uns eine ganz grosse Herausforderung, die wir annehmen wollten.

Bea Fröhlich: Ich arbeite seit 10 Jahren mit Kindern von 0–2 Jahren und ich weiss: Sie werden masslos unterschätzt. Für mich war immer klar, dass sie auch dem Museum für Gegenwartskunst etwas abgewinnen können. Es ist eine unglaubliche Bereicherung für alle, wenn sich diese Kinder an Orten aufhalten, die eigentlich nicht für sie gemacht sind. Und das wollte ich allen zeigen.

Welche schönen und überraschenden Momente habt ihr dabei erlebt?

BF: Es gab Momente, wo die Kinder wirklich sehr stark auf die Kunstwerke reagierten – so habe ich das nicht erwartet. Man merkte ihnen an, dass jetzt ein Prozess stattfindet, dass sie die Kunst aufnehmen und verarbeiten. Es ist sehr schön, zu sehen, dass sie sich an diesem Ort, der riesig und angsteinflössend ist, mit der Zeit wohl fühlen, sich den aneignen.

CG: Ein Kind war 16 Monate alt. Es kam auch mit seiner Mutter ins Museum und führte diese von Bild zu Bild, zeigte ihr das Museum, zog sie durch die Räume. Das ist auch ein Beweis, dass unsere Theorie funktioniert: Über die Kita-Besuche bringen wir neue Leute ins Museum. Zuerst waren viele sehr skeptisch gegenüber dieser Idee. Sie sagten: Das spielt doch für die Kleinen keine Rolle, ob sie jetzt auf dem Spielplatz sind oder im Museum, die kriegen ja gar nichts mit von der Kunst. Es fehlt einem schlicht das Vorstellungsvermögen, was Säuglinge in einem Museum machen könnten. Und dann zu sehen: Aha, das machen sie!

Was braucht es, damit eine solche Zusammenarbeit funktioniert?

BF: Wir haben immer dieselben Kinder mitgenommen, waren bedacht auf ihre Grundbedürfnisse, hatten immer dasselbe Setting und dasselbe Personal. Das gibt Sicherheit. Dazu braucht es einen starken Willen und die Begeisterung von beiden Seiten: Man muss immer im Gespräch sein, damit es für beide umsetzbar ist, sowohl im Kita-Alltag als auch im Museumsalltag. Wir besuchten uns gegenseitig: Ich schaute mir die Ausstellung an, wir gingen zusammen auf den Knien durchs Museum. Und Cynthia kam zu uns in die Krippe.

CG: Wenn das Projekt getragen wird von gegenseitigem Wohlwollen und Wertschätzung, dann strahlt das aus. Die Kinder merken, dass wir uns mögen und gut verstehen, die Eltern merken es und unser ganzes Umfeld. Das ist ein Faktor, der nicht unterschätzt werden sollte. Und es braucht Offenheit: Vielleicht interessiert der Alarmknopf oder der Lift mehr als die Kunst. Dafür müssen wir offen sein. Wir sind nich